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Werbung für Snacks & Co. im Kinderprogramm: Was bringen freiwillige Einschränkungen?

14.11.2012 |  Von  |  News

Übergewicht und Fettleibigkeit von Schweizer Kindern stellen ein besorgniserregendes Problem dar. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch Fernsehwerbung für ungesunde Lebensmittel. Freiwillige Werbeeinschränkungen haben zwar erste Erfolge gebracht. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um Kinder vor Werbung für Fast Food & Co. ausreichend zu schützen.

Im Sommer veröffentlichte die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen eine Analyse von Lebensmittelwerbung, die mit Unterstützung der Gesundheitsförderung Schweiz sowie der Westschweizer Gesundheitsdirektorenkonferenz durchgeführt wurde.

Fast Food statt Obst und Gemüse im Kinderprogramm

Während sechs Wochen wurde das Kinderprogramm sowie das frühe Abendprogramm von sechs Schweizer Fernsehkanälen auf Werbung hin untersucht (Untersuchungszeitraum: Herbst 2011). Hier einige der Ergebnisse:

  • Ein Schweizer Kind sieht durchschnittlich 2’100 Werbungen pro Jahr.
  • Sitzt ein Schweizer Kind pro Tag eine Stunde vor dem Fernseher, ist es mehr als 18 Werbespots ausgesetzt – im Jahr macht das rund 40 Stunden Fernsehwerbung.
  • Fast ein Viertel davon sind Lebensmittelwerbungen, welche fast ausschliesslich Fast Food, Süssigkeiten und Snacks bewerben.
  • Während des Kinderprogramms intensiviert sich die Werbung für Fast Food.
  • Früchte und Gemüse sind in der Werbung kaum präsent. Je näher am Kinderprogramm, umso geringer die Zahl der Werbungen für Früchte und Gemüse.

Um der ständigen Berieselung von Kindern mit Werbung für ungesunde Lebensmittel entgegenzuwirken, wurde der Swiss Pledge eingeführt. Dieser stellt eine freiwillige Selbstverpflichtung der Lebensmittelindustrie dar, im Kinderprogramm keine ungesunden Lebensmittel zu bewerben.

Schwächen der freiwilligen Werbeeinschränkungen

Ein Problem liegt jedoch darin, dass der Swiss Pledge keine einheitlichen Kriterien für „gesunde“ Lebensmittel vorschreibt. So haben zwar Nestlé und Kellog’s den Swiss Pledge unterzeichnet. Dennoch bewarben die beiden Anbieter Produkte im Kinderprogramm, die in anderen Ländern dort nicht gesendet werden dürfen.

Ferner machen wichtige Lebensmittelhersteller beim Swiss Pledge nicht mit und fahren lieber ihre eigene Linie. Zum Beispiel begnügt sich Ferrero damit, Mitglied der IFBA und des EU-Pledge zu sein. Auch die beiden Anbieter Coop und Migros bevorzugen eigene, interne Richtlinien zum Thema „Lebensmittelwerbung und Kinder“. McDonald’s – als Absender von 50% der Lebensmittelwerbungen – ist zwar ebenfalls noch nicht Mitglied, hat aber im Oktober angekündigt, Anfang 2013 dem Swiss Pledge beitreten zu wollen.

Einheitliche Ernährungskriterien gefordert

Die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen macht eine Reihe von Empfehlungen, wie Kinder besser vor Werbung für ungesunde Lebensmittel zu schützen sind. So soll der Swiss Pledge durch strengere, einheitliche Ernährungskriterien ergänzt werden. Die Programmzeiten ohne Werbung sollen ausgedehnt und ein unabhängiges, detailliertes und transparentes Monitoring eingeführt werden. Zudem soll das Zeigen von Früchten und Gemüse im Kinderprogramm offiziell gefördert werden.

Falls freiwillige Verpflichtungen in absehbarer Zeit nicht die gewünschte Wirkung zeigen, müsse auch über regulatorische Massnahmen diskutiert werden, ist die Allianz überzeugt. Sie sieht sich unterstützt durch die Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit des Nationalrates: Diese will dem Bundesrat im revidierten Lebensmittelgesetz die Kompetenz einräumen, die an Kinder gerichtete Werbung für Lebensmittel einzuschränken.

Quelle: konsumentenschutz.ch
Oberstes Bild: © Mrsiraphol – Shutterstock.com