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Ausgeträumt – das Eigenheim wird für viele unerschwinglich

07.03.2014 |  Von  |  News

Für Schweizer wird es schwieriger, sich den Traum von den eigenen vier Wänden zu erfüllen. Schuld daran sind in erster Linie deutlich gestiegene Baukosten und Grundstückskosten bei vergleichsweise stabil gebliebenen Bezügen.

So fällt es durchschnittlich einkommensstarken Familien immer schwerer, die Entscheidung für das Einfamilienhaus oder die Eigentumswohnung auf sichere finanzielle Beine zu stellen. Das zumindest wird aus einer statistischen Erhebung des Bundes deutlich, die am 4. März 2014 vorgelegt und am 5. März 2014 im SRF kommentiert wurde.

Wunsch nach Immobilienbesitz bleibt für viele unerfüllt

Besonders Familien mit Stadtwohnungen zur Miete favorisieren in ihrer Wunschliste das eigene Häuschen mit etwas Umland oder zumindest eine Eigentumswohnung. Die finanzielle Sicherheit des mietfreien Wohnens mit eigenem Entscheidungsspielraum für die Ausgestaltung der Wohnbedingungen wurde in der Vergangenheit oftmals mit Hypotheken belastet.

Dabei waren die Eigenmittel in vielen Fällen zu vernachlässigen, sofern Sicherheiten beispielsweise durch eine gesicherte Einkommenssituation angeboten werden konnten. Die Wirtschaftskrise, im Besonderen die Bankenkrise seit 2008, hat die Massstäbe für die Vergabe von Krediten deutlich verschoben. So ist es heute ohne einen beträchtlichen finanziellen Eigenanteil kaum noch möglich, den Hausbau durch Banken vorfinanzieren zu lassen. Damit ist der Traum von den eigenen vier Wänden für viele Familien ausgeträumt.

Baukosten steigen überdimensional

Die Zahlen des Statistischen Bundesamtes täuschen. Selbst wenn in der Zeit seit der letzten Bevölkerungszählung im Jahr 2000 bis 2012 die Anzahl der Wohnungseigentümer zugenommen hat, täuscht das nicht über eine prekäre Situation hinweg. Um die 1,3 Millionen Eigentümerwohnungen bieten mit insgesamt ca. 37% des Wohnungsbestandes längst keinen Ausblick darauf, dass sich die normalen Schweizer auch weiterhin den Traum von der eigenen Wohnung erfüllen können.

Etwa 930’000 Wohneinheiten waren von den Eigentümern selbst bewohnte Häuser, der Rest Stockwerkseigentum. Allerdings zeigt diese Statistik nicht, wie sich die Grundstückspreise und Baukosten bis heute wirklich entwickelt haben. Vergleicht man die Zahlen von 1969 mit den aktuellen Erhebungen, so haben sich die Baukosten je Quadratmeter Wohnfläche in etwa vervierfacht.

Geschuldet ist das den höheren Aufwendungen für Baugrundstücke genauso wie allgemein höheren Preisen für die Bauunternehmen selbst und natürlich auch einem gestiegenem Standard der Ausstattung. Die neuen Planungsvorgaben der Kantone machen die Situation noch schwieriger.

Tendenz zur Innenverlagerung von Bauflächen

Wer sich in der Schweiz ein Häuschen bauen will, denkt dabei zunächst an attraktive Wohnlagen eher am Rande der Gemeinden. Bevorzugt wird der grüne Gürtel rund um die Kommunen. Doch gerade hier ist Bauland mittlerweile richtig teuer und wird auch in Zukunft nicht billiger werden. Sowohl die Gesetzgebung als auch die Kommunen bevorzugen zunehmend die Idee der Innenverlagerung von Bauflächen.

Möglich sind hier oftmals Lückenbebauungen, die baureifes Land im Bereich der gewachsenen Struktur von Ortschaften nutzen. Das hingegen kommt den Vorstellungen vieler potentieller Wohnungsbauer eher nicht entgegen. Ein Haus ist für viele Schweizer untrennbar mit dem Grundstück verbunden, auf dem sich zum Beispiel auch die Kinder ungestört tummeln sollen. Bei Lückenbebauungen im Innenbereich wird das eher schwierig sein.

Credit Suisse bremst Optimismus

Auch die Credit Suisse bremst die Erwartungen der Häuslebauer deutlich. So lassen sich Häuser und Stockwerke nur noch mit einem deutlich höheren Eigenanteil finanzieren, als das noch in den vergangenen Jahrzehnten möglich war. Das bedeutet für viele Familien eine weitere Bremse in der Hoffnung auf eigenen Wohnraum.

Bei teils eher stagnierenden Lohnentwicklungen und einem weiteren Anstieg der Konsumentenpreise bleibt für den Traum von der eigenen Wohnung kaum noch Geld übrig. Das wird auch klar, wenn die Tendenz ständig steigender Baukosten berücksichtigt wird. Schon heute gehört die Schweiz in Europa zur einsamen Spitze was die Baukosten im Wohnungsbau angeht.

Dicht gefolgt von Schweden und Dänemark bremst die Schweiz mit überdurchschnittlich hohen Baukosten die Baulaune der Eidgenossen aus. Auch der Immobilienmarkt an sich ist deutlich ruhiger und überschaubarer geworden, so die Credit Suisse. Demnach tummeln sich auf dem Schweizer Immobilienmarkt deutlich mehr Interessenten als Angebote, was den Markt an sich zwar reguliert, die Preise aber weiter nach oben treiben dürfte.

Aussichten werden geringer

Wer jetzt auf das Prinzip Hoffnung setzt, wird sich auch künftig bescheiden müssen. In absehbarer Zeit werden weder die Immobilienpreise, noch die Grundstückskosten oder die reinen Baukosten signifikant fallen. Und auch in Sachen Lohnentwicklung sind keine Wunder zu erwarten. Erst recht dann nicht, wenn im Mai das Stimmvolk möglicherweise für einen Mindestlohn stimmt.

Dann werden zwar einkommensschwache Familie etwas besser wirtschaften können, für den zunehmend wegbrechenden Mittelstand ändert sich nach oben nichts. Damit werden auch die Aussichten für den Kauf oder den Bau einer eigenen Wohnung geringer.

Was sagt die Bauwirtschaft

Die Bauwirtschaft selbst zeigt sich derzeit noch relativ unbeeindruckt, wenn auch nicht übermässig optimistisch. Besonders im Bereich des Wohnungsbaus setzen die Bauunternehmen weiter auf kommunale Projekte oder auf den Häuserbau durch vermögende Zuwanderer und Besserverdienende. Aber auch hier wird die Luft am Markt zunehmend dünner werden. Ob sich für den Traum vom eigenen Haus Steilpassagen durch den Gesetzgeber lohnen, bleibt erstmal offen. Auch Bausparen und Hypotheken haben bislang an der zunehmend schwächer werdenden Baumöglichkeit für durchschnittliche Familien nicht wirklich etwas geändert. Zumal die staatliche Bezuschussung für das Wohneigentum in der Schweiz nach wie vor umstritten bleibt.

 

Oberstes Bild: © Goodluz – Shutterstock