DE | FR | IT

Ausgewettet

07.04.2014 |  Von  |  News

Die 33 wird zur magischen Zahl. Nach knapp 33 Jahren Fernsehgeschichte stellt die deutsche Samstagsabend-Show „Wetten, dass..?“ im Dezember 2014 ihre Ausstrahlung ein.

Das verkündete der derzeitige Moderator Markus Lanz am 05.04.2014 in der mit Spannung erwarteten Show. Schon vorher hielten sich hartnäckig Gerüchte, dass eine der erfolgreichsten Fernsehsendungen des Zweiten Deutschen Fernsehens (ZDF) eingestellt werden würde.

Geschichte mit Erfolg und Zweifeln

„Wetten, dass..?“ gibt es seit 1981. Am 14. Februar 1981 wurde die Sendung im Rahmen der Eurovision in Deutschland (ZDF), Österreich (ORF) und in der Schweiz (SF) ausgestrahlt. Der Publikumserfolg war überwältigend. An vielen Samstagen versammelte sich eine wahre Fangemeinde auf den Sofas vor den Bildschirmen, um den Treiben der Wettkandidaten und den prominenten Gäste bei Frank Elstner, Thomas Gottschalk und Markus Lanz zuzuschauen.

Ein kurzes Intermezzo lieferte der ostdeutsche Moderator Wolfgang Lippert. Allerdings haben die Einschaltquoten seit der freiwilligen Trennung von Thomas Gottschalk rapide abgenommen. Das dürfte neben den hohen Produktionskosten von bis zu 2,5 Millionen Euro je Sendung einer der Gründe für das Absetzen der Unterhaltungsshow sein.

Auch Änderungen im Konzept der Sendung haben nicht gerade zur steigenden Beliebtheit beigetragen. Während bei Frank Elstner von 1981 bis 1987 noch die teils skurrilen Wetten den Mittelpunkt der Sendung bildeten, legte Gottschalk in seiner Ära von 1987 bis 2011 (einige Monate im Austausch durch Wolfgang Lippert) viel mehr Wert auf langwierige Smalltalks mit mehr oder weniger prominenten Gästen nationalen und internationalen Formats.

Die teils dadurch aufkeimende Langeweile konnte eigentlich nur Thomas Gottschalk selbst durch seine kurzweilige, teils freche Moderation ausgleichen. Dennoch schien der Charakter einer unterhaltsamen Wetten-im-Fernsehen-Show aufgehoben zu sein. Die Rolle von Gottschalk konnte Markus Lanz niemals wirklich ersetzen. Hier wäre sicherlich ein Wechsel zurück zur unterhaltsamen Wettshow die bessere Lösung gewesen.

Überziehen gegen jede deutsche Tradition

Die Deutschen lieben Pünktlichkeit – glaubt man. Nicht so bei „Wetten, dass..?“ Schon die erste Sendung überzog ganze 43 Minuten. Das ging dann auch rege so weiter. Den Rekord im Überziehen dieser Sendung stellte Gottschalk mit ganzen 73 Minuten auf. Ein zweifelhafter Rekord, der so gar nicht zu des Deutschen Pünktlichkeit passt.

Nur wenige Male endete die Show vor der eingeplanten Sendezeit. So war Frank Elstner 1984 einmal 12 Minuten eher fertig. Das Moderatorenende von Thomas Gottschalk wurde mit dem Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch im Dezember 2010 eingeläutet. Dieser verletzte sich während seiner Live-Wette schwer, worauf die Sendung zum ersten Mal in ihrer Geschichte abgebrochen wurde.

Gäste mit internationalem Format

Auch wenn die Plauderstündchen mit prominenten Gästen aus Deutschland und aller Welt nicht von allen geliebt wurden, liest sich die Liste der Promi-Gäste wie das Who is Who der modernen Unterhaltung. Joe Cocker und Robin Williams tauchen in der Auflistung genauso auf wie Cher, Modern Talking, die Scorpions, Britney Spears oder Paris Hilton. Praktisch kein in seiner Zeit gefragter Künstler war hier vor Gottschalk und Co. sicher.

Dabei ging es nicht immer nur hausgemacht gemütlich zu. So kam Paris Hilton gerade mal sieben Minuten vor Ende der Sendung und brachte damit den gesamten Ablauf durcheinander, Götz George legte sich ausdauernd und laut mit Gottschalk an.

Auch andere Störungen machten die Live-Sendung für viele Zuschauer durchaus attraktiv. So gab es immer wieder einmal Störungen durch Umweltschützer, die ihre Anliegen publik machen wollten. Besonders im Gedächtnis der Sendung ist auch Andreas Roy verankert, der schon vor seinem „Auftritt“ bei „Wetten, dass..?“ ein Hausverbot in allen deutschen Kirchen erhalten hatte. So wie dort, störte er auch hier die Sendung durch lautstarke Zwischenrufe, die zu wahren Tumulten im Publikum führten. Die meisten Störungen wurden von den Moderatoren kompetent und überzeugend gelöst.

Schweizer haben schon eher ausgewettet

Das Schweizer Fernsehen verabschiedete sich bereits 2012 aus der Beteiligung der unverhältnismässig teuren Sendung und stieg aus der Produktion aus. Im gleichen Atemzug wurde auch die Übertragung durch das Schweizer Fernsehen im Rahmen der Eurovision beendet. Ob hier schon eine gewisse Voraussicht der weiter sinkenden Einschaltquoten bei steigenden Produktionskosten eine Rolle spielte, ist nicht bekannt. Deshalb halten wir uns hier auch nicht mit Spekulationen auf.


Eine Ära geht zu Ende.

Eine Ära geht zu Ende. (Bild: PiXXart / Shutterstock.com)


Eine Ära geht zu Ende

Noch dreimal „Wetten, dass..?“, dann ist Schluss. Damit geht eine Ära im deutschen Fernsehen zuende. Die stets weiter sinkenden Zuschauerzahlen haben sicherlich auch etwas mit dem Weggehen von Thomas Gottschalk zu tun, der den Charakter dieser Show wie kein anderer prägte. Allerdings sind es mit Sicherheit auch die hohen Produktionskosten und die verfehlte Modernisierung des Konzepts, die zum letztlich Abschalten der Sendung führen.

Die Show hat es besonders in den letzten Jahren versäumt, sich stärker auf ein jüngeres Publikum zu orientieren. Damit ist heute auch einer Sendung das Weiterleben verbaut, die so besondere Fernsehmomente bot wie beispielsweise die Buntstift-Wette oder die Wärmflaschenwette. Was bleibt, ist so mancher internationaler Ableger beispielsweise in Griechenland oder Russland.

Bleibt jetzt noch die Frage, was das ZDF Neues zu bieten hat. Wetten, dass an dieser Stelle eine neue Show, hoffentlich nicht noch eine Casting-Show, folgt?

 

Oberstes Bild: © de.wikipedia.org